Küchenausstattung: Der Trend zu Naturmaterialien

Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht… Wenn Sie sich jetzt fragen, was ein Schlager der ‘60er Jahre mit den aktuellen Küchentrends zu tun hat, dürfen wir Sie überraschen: ziemlich viel. Zwar sind es zugegebenermaßen eher Holz, Stein und Edelstahl, die als Naturmaterialien den Küchenraum zurückerobern – doch der Tenor bleibt gleich. Mit dem gesteigerten Stellenwert des Küchenraums in unserem Haus kehrt auch die Relevanz „echter“, von der Natur geschaffener Materialien zurück. Wir sind fasziniert von ihrer Haptik, ihrem Duft. Und wir lassen zu, dass diese Oberflächen und Stoffe mit der Zeit Gebrauchsspuren aufweisen und sich Kratzer, Kerben und Flecken einhandeln. Diese Patina zeugt vom wahren Leben.

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© Valcucine

Warum der Wandel?

Über viele Jahre wurde das Bild der perfekten Küche mit einem makellosen Äußeren kolportiert. Kunststoff, in den 1950er Jahren erstmals als Massenprodukt fabriziert, ermöglichte nicht nur pflegeleichte und beliebig farbenfrohe Oberflächen, sondern auch die Erschwinglichkeit ebenjener Produkte. Das glatte und leichtgewichtige Material wird bis heute in Küchen eingesetzt, die schnell produziert und günstig in der Anschaffung sein sollen.

Allein: mit dem Wissen von heute ist auch die Erkenntnis gereift, dass Kunststoff zumeist weder sonderlich hochwertig in Beschaffenheit und Aussehen noch gut für die Zukunft unseres Planeten ist. Auch mit der speziellen Haptik eines natürlichen Materials – der knorrigen Verschalung von Echtholz, der angerauten Oberfläche von Stein, der kühlen und glatten Fassade einer Edelstahlplatte – kann Kunststoff nicht mithalten.

In den letzten Jahren haben Oberflächenhersteller daher verstärkt versucht, mit hochwertig produzierten Verbundwerkstoffen eine künstliche Arbeitsfläche zu schaffen, die den Eigenschaften von Naturmaterialien wie Holz und Stein verblüffend ähnelt. Dekton, Silestone, SapienStone und Neolith zeugen davon. Sie bestehen aus Kunststeinen, so z.B. Keramik oder Quarzkomposit, und besitzen nahezu unverwüstbare Eigenschaften. Im Gegensatz zu Holz, Stahl oder Stein halten sie Hitze, Feuchtigkeit und Stöße um ein Vielfaches besser aus und sind daher perfekt geeignet für die robusten Anforderungen im Küchenalltag – theoretisch.

Wie kommt es dann, dass Naturmaterialien dennoch oftmals von Küchenplanern und Designliebhabern bevorzugt werden?

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„Steinscouts“: die unerschöpfliche Vielfalt der Natur

Für 2022 kündigt sich eine Abkehr von der Perfektion im Küchenraum an. Während die Qualität der produzierten Erzeugnisse weiterhin hochgehalten wird, rücken individuell gefertigte Küchen in Manufakturarbeit in den Vordergrund. Sie tragen dem Trend der Individualisierung Rechnung: Die künftige Traumküche wird nicht mehr von der Stange gekauft, sondern nach den eigenen Lebensumständen erarbeitet. Die Natur bietet dafür so unglaublich viel Abwechslung, dass man für eine persönliche Optik gar nicht auf Kunstoberflächen zurückgreifen muss.

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© LAR Studio

Allein der beliebte Stein Granit wurde bislang in mehreren tausend Variationen weltweit entdeckt. Sogenannte „Steinscouts“ von namhaften Oberflächenherstellern forschen von Südamerika bis China nach neuen, natürlichen Vorkommen des Steins. Wer lieber auf regionale Erzeugnisse setzt, wird natürlich auch in den hiesigen Alpen fündig.

Andere Naturmaterialien werden von der Küchenbranche gerade erst entdeckt. Porphyr, ein rötlich-violett schimmerndes Vulkangestein, lässt sich zu einzigartigen Kücheninseln in monolithischer Optik verarbeiten. Und Basalt, ebenfalls ein Vulkanit, fasziniert

mit offenen Bruchkanten und einer eigenwilligen Patina, die die Laufrichtung der einstigen Lava für immer auf der Oberfläche des Steins einschließt. Seine dunkle Farbe passt hervorragend zum Trend der schwarzen Küchenoberflächen und -geräte.

Holz, Kupfer, Messing: Materialien mit Patina sind angesagt

Noch etwas spannender als die neu aufgeflammte Liebe für Naturstein – in der Regel durchaus belastbar und widerstandsfähig im Küchenalltag – ist die Begeisterung für Materialien, die früher aufgrund ihrer Empfindsamkeit im Küchenraum gemieden wurden.

Dazu zählt zum einen Holz als das wohl beliebteste aller „echten“ Materialien. Während Holz über viele Jahre hinweg vor allem als Reproduktion, also lediglich als Holz-Optik oder -Nachahmung, verkauft wurde, darf es nun wieder in Reinform die Fronten hochwertiger Wohnküchen zieren. Gleich mehrere namhafte Küchenhersteller präsentieren für 2022 Modelle in Echtholz-Ausführung, darunter LEICHT, eggersmann und Rotpunkt. Die Vorliebe für dunkle Küchenräume macht auch vor Holz nicht Halt: so ziehen nun erneut dunkle Hölzer wie Walnuss, Silber- und Räuchereiche, Lärche und Schwarzholz in unser Zuhause ein.

Zwei weitere Materialien, die früher gemieden und nun häufiger genutzt werden, sind Kupfer und Messing. Die beiden Metalle sind berühmt-berüchtigt für ihre empfindliche Oberfläche, die im Zusammenspiel mit Sauerstoff und Wasser korrodiert und Flecken ausbildet. Dass die glänzenden, gold- und bronzefarbenen Oberflächen nun wieder angesagt sind, ist nicht nur den Wundermitteln der Küchenindustrie zuzuschreiben, die mit Speziallacken eine längere Haltbarkeit erzielen – sondern auch dem Bewusstsein der Küchenkäufer, dass eine Küche als Werkstatt „lebt“ und sich verändert.

Viele Kunden wünschen sich diese oberflächenbedingte Veränderung als Teil ihrer Design-DNA, die zeigt, dass in diesem Haushalt gelebt, gearbeitet und genossen wird – bewusst im Einklang mit der Natur und ihren empfindlichen Eigenschaften.

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© eggersmann

Wie lassen sich Naturmaterialien am besten kombinieren?

Wer die Echtheit und Haptik von Naturmaterialien schätzt, bevorzugt auch im Materialmix selbige Gegenspieler. Zu Holz in der Küche wird mitunter Glas kombiniert, beispielsweise als gehärtete Arbeitsfläche, als Nischenrückwand oder als Teil der Oberschränke mit atmosphärischer Illumination.

Auch der kühle Edelstahl findet in der warmen und herzlichen Atmosphäre von Holz einen kongenialen Partner. Leichte Metalle wie Aluminium zeigen die Möglichkeiten der modernen Küchenplanung in Kombination mit schwerem und starkem Stein auf.

Natürlich kommen ebenso hochwertige Kunststeine zum Einsatz: zur großflächigen Holzfront lässt sich Keramik oder Dekton als Arbeitsplatte in Steinoptik kombinieren. Auch Corian, ein thermisch geformter Kunststoff, ist ein beliebtes Material für Oberflächen, die wie aus einem Guss erscheinen. Nicht zuletzt bleiben Lacke an vorderster Front in der Küchenraumgestaltung. Speziell matte Oberflächen, die mit Antifingerprint-Beschichtung veredelt sind, bilden gemeinsam mit Echtholz, Stein und Glas eine gute Grundlage, um einen Küchenraum hochwertig und dennoch „lebendig“ erscheinen zu lassen.

Um all diese Naturmaterialien in einen wohnlichen, zeitlosen Küchenraum zu integrieren, sollte das Zusammenspiel mit verschiedenen Lichtquellen – im besten Falle Tageslicht – und weichen Naturstoffen wie Baumwolle und Jute bei der Planung berücksichtigt werden.

Und der Marmor?

Ach ja – da war noch etwas. Marmor ist nach wie vor ein sehr beliebter Naturstein, dessen hochelegante Optik zumindest als Replikat gern in modernen Küchen verwendet wird. Das Original ist aufgrund seiner weichen Beschaffenheit sehr anfällig für Schnitte und Flecken auf der Oberfläche und bildet, ähnlich wie Kupfer, eine starke Alterungspatina aus. Im Gegensatz zu anderen Naturmaterialien müssen Sie bei Marmor große Vorsicht walten lassen im Umgang mit alltäglichen Lebensmitteln und Säuren. Ganz sicher entspricht diese Wahl jedoch dem Trend der kommenden Jahre: die imperfekte Perfektion von „lebendigen“ Naturmaterialien.

Redaktionsleitung: Susanne Maerzke

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© Dross&Schaffer Ludwig 6

 

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