Die moderne Designküche

„Gestaltung ist Haltung“: mit diesen Worten porträtierte der Grafiker Helmut Schmid einst seine Faszination für das Thema Design. Ein Satz, so verknappt und präzise auf den Punkt gebracht wie das Gebiet der Typographie, mit der sich Schmid Zeit seines Lebens beschäftigte. Auch die moderne Küchen- und Wohnraumplanung dürfte sich in dieser Aussage wiederfinden. Wo einst Stauraum, Bewegungsradius und Funktionalität an erster Stelle standen, tritt zunehmend ein hohes Maß an Designbewusstsein auf. Küchen sind Ausdruck des persönlichen Stils, sollen gleichermaßen Arbeits- und Begegnungsstätte sein und eine gewisse Haltung widerspiegeln.

Die Möglichkeiten sind groß und gehen tief ins Detail. Längst beschäftigt sich die Frage nach dem idealen Küchendesign nicht mehr allein mit dem Stil, der zwischen Purismus, Landhaus und Industrial Style variiert. Die individuelle Küchengestaltung erstreckt sich nunmehr bis ins Wohnzimmer hinein und bietet die Chance der raumübergreifenden Planung, mit der Möbel und Farben wie aus einem Guss erscheinen. Selbst das Rastermaß des Korpus lässt sich immer häufiger individuell bestimmen, sodass sich Küchenschränke auf Raumhöhe und Körpergröße anpassen lassen. Eine durchdachte Lichtplanung erzeugt die gewünschte Atmosphäre rund ums Möbelstück.

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Offene Holzeinschübe als moderne Regalform © Pronorm

Wie sieht sie also aus, die moderne Designküche? Wir verschaffen Ihnen einen Überblick.

1. Design entlang der Kücheninsel

Die freistehende Kücheninsel ist aus der modernen Küchenplanung kaum mehr wegzudenken. Als kommunikatives Zentrum wird entlang der Arbeitsfläche gekocht, gespült und zubereitet – und immer öfter auch direkt gegessen. Hier kommt der Designleitsatz „form follows function“ zum Tragen: wer sich einen integrierten Essbereich für die Familie wünscht, lässt die Arbeitsplatte entlang der Kücheninsel einfach weiterlaufen und in einen angegliederten Tisch münden. Eine einladende Bar-Variante hingegen stellt ein aufgesetzter Tresen aus Edelstahl oder Holz dar, der sich vom Arbeitsbereich der Kücheninsel abhebt und mit Barhockern bestuhlt wird.

Seit einigen Jahren haben Küchenhersteller und Planer die faszinierenden Möglichkeiten von Licht entdeckt, das direkt im Möbelstück integriert wird. So setzt beispielsweise die Marke SieMatic ihre eingelassene Griffmulde in Goldbronce eloxiert dank umlaufender Beleuchtung eindrucksvoll in Szene. Die Firma LEICHT hingegen spielt mit einem versteckten Unterbodenlicht, das die Kücheninsel umrandet – und einen schwebenden Eindruck hinterlässt.

2. Design entlang des Küchenhochschranks

Die moderne Designküche wächst in die Höhe. Die vertikale Gliederung der Küchenzeile, die hinter der präsenten Kücheninsel in den Hintergrund tritt, verspricht einen schlanken, hochgeschlossenen und puristischen Auftritt. Die größeren Rasterformate, mit der Küchenhochschränke zunehmend bis knapp unter die Decke reichen, bieten ein Plus an Stauraum – und erzeugen eine ganzheitliche Optik im Raumgefüge. Dafür sorgt auch eine zusätzliche Trockenbauwand, in der die raumhohen Schränke flächenbündig eingebettet werden.

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Vitrinenelement: Kunst trifft Küche © SieMatic

Mit raffinierten Innenschrankmodulen verschaffen Küchenhersteller ihren Kunden eine gekonnte Optimierung des vorhandenen Stauraums. Vollständig ausfahrbare Tablare im Hochschrank eignen sich zur Aufbewahrung von Küchenmaschinen, die oftmals wertvollen Platz auf der Arbeitsplatte einnehmen. Wer noch mehr Platz benötigt, greift zum Trick der Durchgangstür: diese lässt sich in nahtloser Optik im Küchenhochschrank verstecken und führt direkt hinein in eine angrenzende Vorratskammer oder einen Hauswirtschaftsraum.

Design ist also mehr als eine schöne Optik: es ist auch das durchdachte Versteck für Objekte, die ein einheitliches Küchenbild stören könnten.

3. Design für Küchenoberschränke

Immer öfter gehen Küchenoberschränke direkt in einer großzügigen Hochschrankzeile auf. Wer Ober- und Unterschrank aus funktionalen Gründen dennoch lieber getrennt halten möchte, hat die Wahl aus geschlossenen und offenen Oberschränken. Eine gelungene Mischform erlebte hierbei in den vergangenen Jahren ihr Comeback: die Vitrine ist aus keinem Herstellersortiment wegzudenken.

Vitrinen stellen das wohnliche Element aus Stauraum und Aufbewahrung dar. Ihre Optik setzt so manchen Küchenraum in Szene: die Luxusküchenhersteller Poggenpohl und SieMatic nutzen hierfür dunkel getönte Gläser, schimmernde Metallic-Rahmen und gedimmtes Atmosphärenlicht, um Kunst, Gläser oder Geschirr effektvoll zur Geltung zu bringen. Eine Spur günstiger gelingt das auch bei Rotpunkt, Häcker oder nobilia mit Schwarzstahl-Streben und eloxiertem Glas. Eine indirekte Beleuchtung setzt stimmungsvolle und wohnliche Akzente.

4. Geräte im modernen Küchendesign

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Premium-Einbaugeräte der Generation 7000 von Miele © Miele

Moderne Einbaugeräte sind fast zu schön, um sie hinter Schranktüren und Auszügen zu verstecken. Eloxiertes Aluminium, spiegelndes Schwarzglas und warm gewalzter Edelstahl kommen für Backöfen, Kochfelder, Dunstabzüge und Kühlschränke zum Einsatz. Die meisten Geräte bleiben dennoch versteckt: so verbirgt sich die Kombination aus Kühl- und Gefrierschrank vorwiegend vollintegriert im Küchenhochschrank.

Kochfelder werden wiederum als nahtloser Ausschnitt flächenbündig in der Arbeitsplatte versenkt – nicht selten mit ebenso unauffällig integriertem Dunstabzug. Backöfen schimmern in durchgängig dunkler Optik auf Augenhöhe im Küchenhochschrank. Neueste Geräte-Serien von Siemens, Miele und Bosch werden erst durch Knopfdruck zum Leben erweckt und führen anschließend mit einem farbigen, intuitiv gestalteten TFT-Display durch ein umfangreiches Menü.

So manches Mal rücken hochwertige Küchengeräte jedoch auch bewusst ins optische Zentrum der Raumplanung: Premiumproduzent Gaggenau hat sich über Jahre einen hohen Wiedererkennungswert mit seinen Geräten erarbeitet und sendet ein Signal der luxuriösen Ästhetik aus. Auch der Schweizer Luxushersteller V-ZUG arbeitet bewusst mit auffällig spiegelndem Glas für die neueste Generation seiner „Excellence Line“.

5. Die moderne Designküche: Raumplanung

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Harmonische und gesamtheitliche Gestaltung von Koch- und Wohnraum © LEICHT / P. Schumacher

Die innenarchitektonische Verknüpfung von Küche und Wohnraum hat die Industrie erreicht. Damit können Kundinnen und Kunden im Küchenstudio vor Ort mehrere Räumlichkeiten aus einer Hand planen. Hierfür bietet die Marke LEICHT beispielsweise universell einsetzbare Schrankmodule an, die sich sowohl für die Küche, als auch für die Gestaltung eines begehbaren Ankleidezimmers einsetzen lassen. Das mit Begeisterung aufgenommene Konzept wurde mittlerweile auch auf Fronten und Wandverkleidungen ausgedehnt. Ein Badezimmerschrank lässt sich also mit den Materialien eines Küchenschranks verkleiden – beide sollen schließlich hitze- und feuchtigkeitsbeständig, pflegeleicht und langlebig sein. Ganze Wohnraumgestaltungen gehen so fließend ineinander über: Wohnen, Kochen, Arbeiten und Schlafen lassen sich optisch aufeinander abstimmen und aus einer Hand planen.

Mittlerweile bieten auch Produzenten aus dem Einstiegs- und mittelpreisigen Segment raumübergreifende Schrankmodule an, darunter Häcker, nobilia und Pronorm. Premiumhersteller wie SieMatic, bulthaup und eggersmann bieten eigenständige Wohnmöbelserien an, die als Sideboard, Sitzbank oder Kleiderschrank genutzt werden können.

My home is my castle: Die moderne Designküche zeigt Haltung

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Ausfahrbares Tablar im Vorratsschrank © LEICHT / P. Schumacher

Die moderne Designküche bietet unzählige Möglichkeiten, um Ästhetik und Funktionalität zu einem schönen Antlitz zu vereinen. Nie waren wir so sehr an individueller Verwirklichung interessiert, die eine Küche zu unserem persönlichen Unikat macht. „My home is my castle“: Eine Haltung, die nach Gestaltung verlangt.

Redaktionsleitung Küchen&Design Magazin: Susanne Maerzke

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