Mit flexibler Bauplanung konnte aus einem ursprünglich auf reine Flächeneffizienz ausgelegten Bürogebäude ein Smart Building werden, das als Musterbeispiel für das Konzept des New Work gilt. Ingmar Faber, Gründer von Faber + Faber Architekten gibt Auskunft über Herausforderungen und innovative Lösungen während des Projekts.
Das C1 am Berliner Alexanderplatz wirbt mitunter damit, einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Innovation zu setzen. Wie ist es am Ende des Tages gelungen, diese beiden Faktoren in ein derartiges Mega-Projekt zu integrieren?
Grundsätzlich begünstigen sich für das C1 durch die direkte Lage an den öffentlichen Verkehrsmitteln die großen Nachhaltigkeitskriterien der Gegenwart. Die zentrale Lage und die damit einhergehende attraktive Option, als Mieter den ÖPNV zu nutzen, verleiht dem C1 automatisch einen nachhaltigen Grundcharakter.
Im Detail war es danach von besonderer Bedeutung auf das Fachwissen von Externen zurückgreifen zu können. Sowohl für die Etablierung von Nachhaltigkeits- als auch von Innovationsfaktoren erwies es sich für uns als ausschlaggebend, gleich zu Beginn Fachberater am Planungsprozess zu beteiligen. Damit konnte die Expertise von Dritten direkt in die Projektplanung für das C1 mit eingepflegt werden. Gleichzeitig wurde durch den engen Austausch mit Zertifikationsberatern und Hausplanern proaktiv verhindert, dass ein pünktlicher Abschluss mit den Planungen kollidiert. Die Berater konnten hier antizipieren, wie sich Einzelmaßnahmen am Gebäude auf die Hunderte von Unterpunkten auswirken, die es braucht, um relevante Zertifikate für Nachhaltigkeit und Konnektivität zu erhalten. Die Hausplaner wiederum waren unsere Experten dafür, dies in smarte Gebäudetechnik einzuplanen. Alles, ohne dabei die zeitlichen Planungen aus den Augen zu verlieren. Insofern sind wir stolz darauf, mit dem C1 neue Maßstäbe für die Konstruktion eines Smart Buildings geschaffen zu haben, ohne dabei die Kontrolle über den Zeitpunkt der Fertigstellung zu verlieren.
Was hat Sie am Projekt aus Ihrer Perspektive am meisten überrascht?
Mit am meisten überrascht hat mich, wie schnell wir die Neuausrichtung des Gebäudes managen konnten. Dazu muss man wissen, dass das C1 ursprünglich als klassisches Bürogebäude geplant war. Der Ausbruch der Pandemie veränderte unsere Planungen jedoch in vielerlei Hinsicht. Das lag primär daran, dass wir unseren Schwerpunkt zu Projektbeginn auf die reine Flächeneffizienz gesetzt haben. Mit der Ausbreitung von SARS-CoV-2 entfernten wir uns von der Idee, nur einen „ruhigen Arbeitsplatz“ mit maximaler Ausnutzung der Flächen in zentraler Lage schaffen zu wollen. Wichtiger ist es für uns mittlerweile geworden, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für junge Arbeitnehmer zu schaffen, die in den nächsten Jahren nur noch an ausgewählten Tagen ihr Büro aufsuchen werden und eine deutlich höhere Erwartung an interkollegialem Austausch und Kollaboration haben: Ein smartes Gebäude also, das neue Maßstäbe in puncto New Work liefert und die innovativste Form der Kommunikation zwischen den Mietern ermöglicht.
Diesen Switch, weg vom flächeneffizienten und klassischen Bürogebäude hin zu einem Beispielgeber von New Work hat die Gebäudeplanung maximal verändert und musste architektonisch erstmal verarbeitet und abgebildet werden.
Welche Planungsphase war in dem Kontext die wichtigste?
Ehrlich gesagt war die Umstellung, die wir durch die Pandemie erlebt haben, am spürbarsten für das gesamte Projekt. Nicht nur, weil Präsenztermine auf einmal nicht mehr möglich waren. Auch die oben genannte Projektanpassungen zu begleiten, war neu.
Im Vergleich dazu wirken die gegenwärtig öffentlich thematisierten Lieferengpässe eher als ein kleiner und für unsere Arbeit weniger einschneidender Faktor, gegen den wir uns frühzeitig abgesichert hatten.
Repräsentiert das C1 insofern eine Ausnahme und kann man den Komplex als eine Form von Gradmesser für Immobilienprojekte der Zukunft bewerten?
Ein Smart Building zu konstruieren, bedeutet, sich potenziell mehr Gefahrenquellen auszusetzen als im Falle eines klassischen Bürogebäudes. Dennoch werden hiermit die wichtigsten Nachfragen der aktuellen Arbeitswelt bedient. Wir sind überzeugt: Smart Buildings sind die Zukunft, an der wir selbst aktuell bauen. Wir wollen bereits im hier und jetzt das liefern, was der Wettbewerb erst in ein paar Jahren als „Standard“ vorsieht.
Können Architekten damit rechnen, dass derart umfangreiche Projekte auch in dezentralen Lagen etabliert werden?
Schwierig, da Projekte in den äußeren Bezirken oftmals als erstes von knappen Geldern betroffen sind. Für Architekten vor Ort wird die Arbeit so erschwert. Ich bin somit davon überzeugt, dass Projekte, die in einem Atemzug mit dem C1 genannt werden, zukünftig vor allem in zentralen A-Lagen funktionieren.
Wie machen sich Abstimmungsprozesse bemerkbar? Werden oft lange Diskussionen geführt, die am Ende des Tages auch Nerven kosten?
Der große Vorteil bei der Umsetzung des C1 ist das kompakte Team, das die wichtigen Entscheidungen trifft. Mit drei Protagonisten in der Bauherrenschaft, die sich gut kennen, wird in einem sehr kompatiblen Team eng zusammengearbeitet. Es handelt sich also nicht um ein sehr großes, statisches Konsortium, welches lange Zeit in Anspruch nimmt, um wichtige Schritte zu machen. Am wichtigsten bleibt jedoch, dass der Bauherr irgendwann die zentralen Entscheidungen trifft. Ansonsten wird das Ganze zu ineffizient.
Was ist dieses Jahr noch geplant?
Auch in der Bauphase haben wir noch einmal einige einschneidende gestalterische Anpassungen zusammen mit den Innenarchitekten umsetzen können, die das Projekt noch weiter schärfen, so zum Beispiel eine weitere Verbindung des Eingangsbereichs mit dem darunterliegenden Untergeschoss, um die Attraktivität der sich um zwei Lichtatrien gruppierenden Untergeschossnutzungen weiter zu erhöhen.
Ingmar Faber ist zusammen mit seiner Frau Almut Faber Inhaber der Partnergesellschaft FABER + FABER ARCHITEKTEN. 2008 wurde das gemeinsame Büro in Berlin gegründet.