Die Liebermann-Villa am Wannsee

Ein Meisterwerk der Architektur und Gartenkunst

In bekannter Nachbarschaft, neben Carl Langenscheidt und AEG Direktor Johann Hamsphon und unweit des Anwesens von Verlagsgründer Ferdinand Springer, erwarb Max Liebermann im Juli 1909 das damals letzte Wassergrundstück am Großen Wannsee. Auf dem 6.730 m² großen Areal ließ er 1910 seine Landhaus Villa errichten, die als herausragendes Beispiel für die Verbindung zwischen Architektur und Gartenkunst bezeichnet werden kann. Inmitten einer imposanten Gartenlandschaft, die als Kernstücks der Sommerresidenz Liebermanns fungiert, bot die von Architekt Paul Otto Baumgarten entworfene Landhausvilla der Familie Liebermann ungestörte Sommeraufenthalte. Heute ist das Anwesen im Besitz des Landes Berlin und wurde der Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V. zur Nutzung als Museum überlassen.

Liebermann-Villa_Blick-auf-die-Frontseite-der-Liebermann-Villa-1925-©-Max-Liebermann-Gesellschaft-300x220 Die Liebermann-Villa am Wannsee
Blick auf die Frontseite der Liebermann- Villa, 1925
© Max-Liebermann-Gesellschaft

Die Architektur des seit 1995 unter Denkmalschutz stehenden Landhauses und der Gartenanlage sind durch Einflüsse des Jugendstils und der Gartenstadtbewegung geprägt. Die Verbindung der verschiedenen Stilelemente von Tradition und Moderne lässt das Gebäude in einer zeitlosen und zugleich modernen Eleganz erstrahlen. Dank der langjährigen Bemühungen der Max Liebermann Stiftung wurde das Gebäude aufwendig saniert und restauriert. Die helle Putzfassade verleiht dem zweigeschossigen Sommerhaus seine ursprünglich freundliche und ansprechende Ästhetik. Die großen Fensterflächen der Innenräume sorgen für viel Tageslicht und eröffnen den atemberaubenden Blick auf den Großen Wannsee. Im Obergeschoss befindet sich das ehemalige Atelier des Malers- ein Tonnengewölbe mit zwei gleich langen parallelen Widerlagern. Hier verbrachte Max Liebermann die Sommermonate, fern ab von seinem Stadtparlais unweit des Brandenburger Tors. Straßenseitig markieren zwei imposante Muschelkalksäulen die Fassade der Villa. Das giebelgekrönte Mittelrisalit, als Stilelement des Klassizismus, befindet sich auf der Seeseite des Gebäudes.

Liebermann-Villa-sevensmaltry1-300x200 Die Liebermann-Villa am Wannsee
© sevens[+]maltry

Der Garten der Liebermann-Villa kann als Meisterwerk der damaligen Gartenkunst angesehen werden. In unzähligen Schriftsätzen und Ortsbegehungen entwarfen Max Liebermann und sein Freund Alfred Lichtwark, dem damaligen Leiter der Hamburger Kunsthalle, den Garten bis ins kleinste Detail. Für die Umsetzung der Gestaltung wurde dann Albert Brodersen, der spätere Stadtgartendirektor Berlins eingesetzt. Der in mehrere Bereiche aufgeteilte Garten, darunter ein Stauden-, Obst- und Gemüsegarten, eine Gesellschaftsterrasse und drei unterschiedlich gestaltete Heckengärten, erstreckt sich über das herrschaftliche Gelände am Ufer des Großen Wannsees. Alle Gartenbereiche verkörpern eine individuelle Form und Atmosphäre – von strenger und geradliniger Architektur bis hin zu verspielt bäuerlichen Gestaltungsformen. Besondere Anziehungspunkte für die Besucher des heutigen Museums sind die verschiedenen Heckgärten und der Gemüsegarten. Aber auch die historischen und selten gewordenen Pflanzen wie z. B. die Tithonie, eine mexikanische Sonnenblume lassen die Herzen von Kunst- und Garteninteressierten höherschlagen. Für den Maler Max Liebermann sollte sich darüber hinaus der Wannsee-Garten zum überaus fruchtbaren Motiv seines Spätwerks entwickeln. In über 200 Ölgemälden, unzähligen Pastellen und Skizzen hielt er das für sich und seine Familie geschaffene Paradies fest.

Liebermann-Villa_-Blick-aus-dem-Nutzgarten-nach-Osten-auf-den-Eingang-zum-Landhaus-1919-©-Max-Liebermann-Gesellschaft-Foto-Oliver-Ziebe-300x205 Die Liebermann-Villa am Wannsee
Max Liebermann, Blick aus dem Nutzgarten nach Osten auf den Eingang zum Landhaus, 1919, Öl auf Leinwand, Max-Liebermann-Gesellschaft
© Oliver Ziebe

Der Zwangsverkauf 1940 brachte grundlegende Veränderungen der Liebermann-Villa mit sich. Der Garten wurde stark vereinfacht und vernachlässigt. Das Landhaus wurde zunächst von der Reichspost zum „Lager für die weibliche Gefolgschaft“ umgewandelt und in den letzten Monaten des 2. Weltkriegs als Lazarett und später durch das Krankenhaus Wannsee genutzt. Durch die Teilung Deutschlands wurde das Grundstück der Liebermann-Villa abermals durch einen neuen Bebauungsplan verändert. So wurde der 40 m breite Uferstreifen als Sonderfläche für den Wassersport ausgeschrieben. Nach Gründung der Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V. wurde das gesamte Areal 2002 für die Wiederherstellung des Baudenkmals an die Max-Liebermann-Gesellschaft übergeben und erinnert mit ihrem Museum an einen der bedeutendsten deutschen Maler und Ehrenbürger der Stadt Berlin. Umfangreiche Untersuchungen, historische Fotografien und die zahlreichen Gemälde Liebermanns ermöglichten die genaue Rekonstruktion des historischen Zustands der Villa und auch des Gartens.

Die Villa Max Liebermanns ist ein bedeutendes architektonisches und gleichzeitig kulturelles Erbe der deutschen Geschichte. Das Zusammenspiel von Architektur und Gartenkunst schafft eine Atmosphäre, die sowohl Liebermanns Persönlichkeit als auch von den Einflüssen der damaligen Zeit geprägt ist. Die Villa und ihr Garten sind Zeugnisse einer vergangenen Ära und bieten Besuchern heute die Möglichkeit, in die Welt des berühmten Künstlers einzutauchen und seine Leidenschaft für Kunst und Natur zu erleben.

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