Das Postwerk in Tegel

Wie aus einem Postamt ein „CREATOR HOUSE“ wurde

Das Postwerk in Berlin-Tegel ist ein außergewöhnliches Projekt: Sowohl im Hinblick auf seine Architektur als auch unter dem Aspekt seiner Nutzung. Zur Grußdorfstraße hin erstreckt sich das denkmalgeschützte ehemalige Postamt des Stadtviertels, das nach Plänen von Michels Architekturbüro kernsaniert, zu einem zeitgemäßen Bürohaus umgebaut und um einen Neubau im Innenhof ergänzt wurde.

Aufgrund der sich ab 2017 abzeichnenden Grundstücksknappheit für Entwicklungsgrundstücke von Wohnungsbauvorhaben, entschloss sich der Projektentwickler Glockenweiß, der bisher erfolgreich Eigentumswohnungen vorrangig im Einzelvertrieb veräußert hatte, sein Geschäftsfeld zu erweitern. Neben dem Blick nach Brandenburg mit den unterschiedlichsten Typologien, darunter eine Quartiersentwicklung in Nauen, ein Kreativquartier in Potsdam und ein Ferienhausgrundstück am See in Königs Wusterhausen, wurden zunehmend auch Büroimmobilien in Berlin bei Ankaufsprozessen untersucht. Gemäß dem Anforderungsprofil, immer in den Lagen Entwicklungen anzuschieben, die bisher noch unentdeckt waren, entschied sich Glockenweiß, im Jahr 2018, das Bestandgebäude in der Grußdorfstraße 3 anzukaufen und als Büroimmobilie zu entwickeln.

Es befindet sich direkt im geschäftigen Zentrum von Alt-Tegel in einer ruhigen Nebenstraße und ist mit zwei denkmalgeschützten Gebäuden – dem ehemaligen Postamt 27 von Berlin-Tegel – bebaut.

Postwerk-Berlin-Tegel_DSC0950 Das Postwerk in Tegel
© &MICA GmbH

In der früheren Schalterhalle des Altbaus im zweiten Obergeschoss wurden durch den Einbau einer Empore zusätzliche Flächen mit einer besonderen Qualität geschaffen. Der Raum versteht sich als Transitraum: Er wird längerfristig vorranging der Kunst-, Kultur-, und Kreativwirtschaft zur Verfügung gestellt. Auch das Dachgeschoss bietet nach seiner Transformation eine nutzbare Arbeitsumgebung.

Die Geschäftsstraßen-Entwicklung der Gorkistraße mit der neuen Markthalle Tegel, Altbauten mit gewachsenem Einzelhandel, Wohnen und natürlich die Wald- und Seenlandschaft von Tegel prägen die unmittelbare Umgebung. Büroflächenumsätze von annähernd 1 Mio. m² der vergangenen drei Jahre haben in Berlin zu einer signifikanten Verknappung von verfügbaren Flächen gesorgt. Der überdurchschnittliche Anstieg von Büromieten in zentralen Lagen von Berlin sowie die Pandemie mit ihren neuen Anforderungen an das Arbeitsleben hat auch im Büroflächenmarkt zu einer Verdrängung von Unternehmen in die dezentralen Lagen geführt. Ausschlaggebend für die Entwicklung war auch die Genehmigung, im Innenhof einen Neubau mit weiteren 1.500 m² Bürofläche zu errichten.

Es entstand ein außergewöhnlicher fünfstöckiger Neubau im Hinterhof, der aufgrund seiner tiefschwarzen Fassade aus geflammtem Lärchenholz sofort ins Auge fällt. „Beim Flämm-Prozess des Lärchenholzes ist es wichtig, dass das Holz in einen Ofen kommt, der es erlaubt, die Holzleisten so zu platzieren, dass sie gleichmäßig von allen Seiten her geflämmt werden und über Jahre hinweg wetterfest bleiben.“ so Angel Dominguez Pociello, Bauleiter für das Projekt Postwerk bei Michels Architekturbüro. Ähnlich wie das Bestandsgebäude bietet auch der Neubau den Nutzern der Büros viel Platz, wobei die architektonische Herausforderung bei dem neuen Gebäude in erster Linie darin bestand, sein verhältnismäßig großes Volumen an den Zuschnitt und die Dimensionen des Hinterhofs anzupassen, sodass keine Enge im Hof entsteht. Dies gelingt durch eine leicht asymmetrische Form mit Auskragungen über dem Erdgeschoss. Unterschiedlich große Fensteröffnungen sorgen für abwechslungsreiche Fassaden und stärken die individuelle Erscheinung des skulpturalen Baukörpers.

Mittlerweile ist das Ensemble aus denkmalgeschütztem Altbau und Neubau im Hof zu rund 80 Prozent vermietet. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Zurückhaltung bei der Anmietung neuer Büroräume von Unternehmen sorgte erst für Leerstand, schnell aber für eine kreative Lösung: Christopher Weiß, einer der beiden Geschäftsführer des Postwerk-Entwicklers Glockenweiß, nutzte die Gelegenheit, ein von ihm erdachtes Projekt mit einem ersten Standort zu echtem Leben zu erwecken. „BEYDES – New Working Culture“ ist die Vision des Arbeitens der Zukunft. Genau dort, wo die Menschen wohnen und nicht – wie bisherige Coworking-Spaces – immer mitten in der City. Gemeinsam mit der Markenagentur STRAND Brand Identity wurde hier etwas Einzigartiges geschaffen. Der erste BEYDES-Standort im alten Postgebäude avancierte schnell zum schönsten „Place-to-Work“ im Norden von Berlin. Nach nur vier Monaten verdoppelte Glockenweiß die Mietfläche von BEYDES auf nun zwei Etagen, Tendenz steigend. Neben klassischen einzelnen und frei mietbaren Arbeitsplätzen bietet BEYDES kleine, abgetrennte Büros für Teams, Besprechungsräume, Telefonboxen und viel Platz für echtes Coworking und kreatives Miteinander. Ein professionelles Audio- und Videostudio wurde ebenfalls gebaut, beispielsweise mietbar für jede erdenkliche Art von Podcast-Produktion. Gemeinsam mit Mietern bei BEYDES und im Neubau, gerade kürzlich eröffnete hier das Yoga-Werk, entsteht eine ganz besondere Community, was Immobilienentwickler Weiß mit Freude beobachtet: „Es ist großartig zu sehen, wie eine theoretische Idee in der Praxis zu fliegen beginnt. Hier tobt echtes, kreatives Leben. Wir hatten in unserer Posthalle schon Ausstellungen, Modenschauen und Vernissagen und erleben, wie Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen zusammenwachsen und ganz unerwartete Synergien entstehen!“. Aktuell ist das frisch ausgebaute Dach des alten Postgebäudes in der Tegeler Grußdorfstraße noch frei, vorausgesetzt BEYDES wächst nicht noch weiter.

Autor: Christopher Weiß / Coautor: CandystormPR

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