Die berühmten Bauhaus-Architekten Bruno Taut und Martin Wagner errichteten die Hufeisensiedlung für die GEHAG (Gemeinnützige Heimstätten AG) als eine der ersten Großsiedlungen der Weimarer Republik. Sie entstand zwischen 1925 und 1933. Die markante Grundrissfigur des Hufeisens gab der Siedlung den Namen, zierte aber auch schon ab 1927 die ersten Geschäftsberichte und diente dann jahrzehntelang als Firmenlogo der GEHAG.
Die für Taut charakteristische Gliederung der Baukörper durch vorgezogene Treppenhäuser und der Einsatz von Farbe als architektonisches Gestaltungsmittel finden hier sehr anschaulich Anwendung. Prinzipien der Gartenstadt vereinen sich hier mit dem großstädtischen Element des langen Häuserblocks: Kleine Einfamilienhäuser scharen sich um angerartige Grünräume und werden zugleich entlang der außenliegenden Hauptstraßen von dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern schützend umfasst. Wie Theaterlogen öffnen sich die Loggien der zweieinhalb Zimmer großen Wohnungen zum Freiraum. Die Integration des Wohngrüns als “Außenwohnraum” verdeutlicht den sozialen Aspekt und stellt zugleich einen besonderen Wohnwert dar.
Die in der jüngeren Vergangenheit durch die GEHAG weitgehend wiederhergestellte originale Farbigkeit der Fassaden belegt Tauts beispielhafte, das Bauen der Zwanziger Jahre stark prägende, Auffassung von der Farbe als eigenes architektonisches Element.
Taut und Wagner setzten auf die industrielle Fertigung. Zwar ergab das bei deren seinerzeit noch experimentellen Charakter vorerst keinen finanziellen Vorteil, das Bautempo war aber deutlich höher. Für die insgesamt über tausend Wohnungen kam Taut mit nur vier Grundriss-Typen aus.
Ungeachtet der gemeinsamen Gesamtplanung der Großsiedlung Britz stammen die Bauentwürfe der Hufeisensiedlung bis auf eine Zeile Wagners sämtlich von Taut. Unabhängig von den zeitlich bestimmten Bauabschnitten und der Beziehung zum Hufeisen als dem planerischen Mittelpunkt der Anlage ordnete Taut die Haustypen ein. Der größere der beiden Haustypen – Typ A mit 6 Meter Hausbreite – ist im 1. und 2. Bauabschnitt zwischen Stavenhagener Straße und Parchimer Allee in unterschiedlich langer Reihung verwendet worden. Der kleinere Typ B mit 5 Metern Hausbreite kommt hier nur in einer Zeile der Onkel-Bräsig-Straße und als zwei gegenüberliegende Zeilen am Beginn der Miningstraße vor. Typ B wurde außerdem für die komplette Bebauung der Dörchläuchting-, Mining- und der Jochen-Nüßler-Straße eingesetzt. Diese Typen sind Grundformen Taut’scher Reihenhäuser und in abgewandelter Konfiguration auch an anderen Orten, wie in “Onkel-Toms-Hütte” in Zehlendorf, zu finden.
Im Juli 2007 ging die Hufeisensiedlung mit dem Kauf der GEHAG an die Deutsche Wohnen AG, die sich heute für den Erhalt der Siedlung stark macht.